01 – 04/2002
Fassade als Statusdifferenz: SITEX und RFID
in: Gewalt ist der Rand aller Dinge, Subjektverhältnisse, politische Militanz und künstlerische Vorgehensweisen, Katalog, (Hrsg) Alice Creischer, Andreas Siekmann

Backstage
Fassade als Statusdifferen
Die Fassade wird von uns betrachtet als architektonische Trennung, die eine Statusdifferenz herstellt bzw. aufrechterhält. Sie unterscheidet ein Davor von einem Dahinter. Statusdifferenz als Unterschiedlichkeit der Zustände von Innen und Außen kann sich auf verschiedene Kategorien wie Klima, Licht, Akustik, Zugänglichkeit, Sicherheit, Privatheit, Verfügungsgewalt oder geltende Regeln beziehen. Die jeweiligen Trennungen werden durch unterschiedliche Teile und Schichten der Fassade wie Mauerwerk, Wärmedämmung, Dampfsperre, Isolierscheiben, Sicherheitsglas, Türschlösser, Geländer oder Bodenbelag hergestellt. Wir definieren hier Fassade als die Gesamtheit der trennenden Mittel zwischen unterschiedlichen räumlichen Zuständen.

Die Fassade ist ein gerichtetes, bedingt durchlässiges System, das selektiv Einlass gewährt. Beispielsweise nur erwünschte Blicke, geeignetes Licht, frische Luft, privilegierte Personen und Besucher nur zu bestimmten Zeiten oder zu einem bestimmten Preis.

Die trennenden Elemente der Fassade konzentrieren sich jedoch nicht auf eine Wandstärke von 20 bis 50 Zentimetern Tiefe. Besonders, wenn Transparenz und ein fließender, schwellenloser Übergang zwischen Außen und Innen angestrebt werden, sind die ursprünglichen Fassadenfunktionen auf unterschiedliche bauliche und technische Elemente verteilt: Die klimatische Trennung wird von Isolierglas und Air-Curtain am Eingang übernommen, der Sonnenschutz von Jalousien, die Kommunikation von Werbetafeln. Die Sicherheit wird durch Videokameras, Diebstahlsicherung und Kartenlesesysteme garantiert, ergänzt von einsatzbereiten Wachdiensten. Die Fassade wird zu einer Zone und ihre Funktionen erstrecken sich unter Umständen auf ganze Folgen unterschiedlich stark determinierter Räume.

Was die Zugänglichkeit betrifft, so werden zunehmend technische Systeme zur immateriellen Grenzziehung entwickelt, die nicht sichtbare Grenzen bei Bedarf passierbar machen und Nichtprivilegierten den Zutritt verwehren. Nach wie vor gibt es physische Grenzen, die die räumliche Regulation gewährleisten und konkrete Ausschlüsse produzieren. Neuere unsichtbare Kontrollinstrumente perfektionieren dagegen die Illusion der Barrierelosigkeit, und gleichzeitig ermöglichen sie eine detaillierte Überwachung und Lokalisierung von Personen und Objekten im Raum. Durch sie wird es möglich, die Ausgrenzungs- und Kontrollfunktionen von Fassade stärker in den öffentlichen Raum und in weitere private Räume zu streuen.

SITEX
Die SITEX Sicherheitsanlagen GmbH ist Teil der britischen ORBIS Property Protection und Marktführer im Bereich der Sicherung leerstehender Immobilien in Deutschland. Kerngeschäft des Unternehmens ist das SITEX Sicherheitssystem: mietbare Stahlelemente, mit denen Fenster- und Türöffnungen leerstehender Gebäude verschlossen werden, um diese vor Einbruch oder Vandalismus zu schützen. Darüberhinaus wird SITEX auch eingesetzt, um Besetzung und unerwünschte Aneignung der Gebäude zu verhindern.

SITEX´ Dienste, die neben Anfertigung und Montage der Elemente auch eine 24-Stunden-Alarmzentrale beinhalten, werden in Anspruch genommen von Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen, aber auch von der öffentlichen Hand, der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Post AG.

Zusätzlich zur mechanischen Sicherung der Gebäude wird (gemeinsam mit dem Versicherungskonzern Generali Lloyd) ein Versicherungspaket angeboten. Dabei können sowohl Schadensfälle durch Brand, Explosion, mutwillige Beschädigung und Einbruch, als auch durch Aufräumungs-, Abbruch-, Feuerlösch- und Polizeieinsatzkosten im Falle einer Räumung des Gebäudes abgesichert werden.

RFID
Radio Frequency Identification (RFID) bezeichnet die kontaktlose Identifikation durch Funkübertragung. RFID-Systeme bestehen aus einer Schreib-Lesestation und den Transpondern. Die Transponder können sich z.B. unter Aufklebern auf Waren und auf Chip-Karten von Firmenangestellten befinden. Sie funktionieren sowohl als Transmitter (Sender) als auch als Responder (Empfänger) und bieten die Möglichkeit der Datenspeicherung. Schreib-Lesestationen befinden sich z.B. über Eingängen oder in Lagerräumen und kontrollieren die von den Transpondern ausgesandten Signale.

Anwendungsmöglichkeiten von RFID liegen in der Logistik und Lagerhaltung, wie auch in den Bereichen der personenbezogenen Identifikation, Zugangskontrolle und Diebstahlsicherung.

Die Reichweite von RFID kann durch den Einsatz von Funktechnik und neuen Technologien erweitert werden, so dass die Lokalisierung des Transponders auch über größere Entfernungen möglich wird.

PublikationenAusstellungen/VorträgeKonzeptionRedaktion Oppositional Architectureenglish

Bereich