07 – 08/2005
Palastparken
Beitrag zu: Abriss und dann? X Ideen für den Berliner Schlossplatz
eine Initiative von urban catalyst, Ausstellung im Palast der Republik, Berli
www.urbancatalyst.net

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Palastparken
Abgesehen davon, dass ein Palastabriss oder gar ein Schlossneubau ein jämmerlich kleinbürgerlicher Akt, ein neokonservativer Revanchismus übler Sorte, ein staatspolitisches Trauerspiel provinziellen Stadtmarketings wäre, ist die damit verbundene Frage nach architektonischer und programmatischer Repräsentation an diesem Ort nicht minder ätzend: ein Schloss, eine Shopping-Mall, eine Sammlung, ein Fun Palace, eine Elite-Universität, eine Staatsbibliothek? Die Frage, wie sich die Republik und ihre Hauptstadt an zentraler Stelle repräsentiert, kann doch bitte einfach mal unbeantwortet bleiben. In einer von Mangel an Geld, Ideen und Mehrheiten gekennzeichneten Situation brauchen wir keine Zwischennutzung in gespannter Erwartung, keinen homogenisierenden Masterplan und auch keine leere Mitte als Drama.

Der bereits bestehende Parkplatz wird neu strukturiert. Der Palast kann unabhängig davon beliebig genutzt werden. Die Schlossausgrabungen müssen sofort beendet werden und die offen gelegten Heizungskeller sind wieder zuzuschütten. Die gesamte Fläche wird mit Rasengittersteinen gepflastert und mit Stellplatz-Markierungen versehen. Parkscheinautomaten bieten nach Lage, Nutzungsart, Dauer und Sozialbedürftigkeit gestaffelte Tickets, in denen ein Gewerbeschein, eine Gastronomieerlaubnis sowie eine Baugenehmigung bis zweieinhalb Geschosse enthalten sind.

Neben hochpreisigen Bus- oder Kurzzeitparkplätzen kann der Ort preisgünstig von Dauercampern genutzt werden. Auch Mofa-Werkstätten, Gourmet-Imbisse, Andenken-Verkaufsbuden und Westernstädte können Parkbuchten anmieten. Durch Zusammenlegung entsteht Raum für Zeltplätze oder eine Container-Jugendherberge, Nutzgärten, eine Ausstellungshalle oder Geisterbahn. Auch Wohnbauten und Produktionsstätten sind erlaubt. Nicht belegte Parkflächen sind öffentlicher Raum und können temporär beliebig genutzt werden. Im Falle einer Vermietung muss der Platz geräumt werden.

in: Fun Palace 200X, Der Berliner Schlossplatz. Abriss, Neubau oder grüne Wiese? Hg von P. Misselwitz H.-U. Obrist, P. Oswalt, Berlin 2005

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