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Bauwelt, Heft 27-28 / 2004, Seite 3
Camp for Oppositional Architecture
Berlin
Dagmar Hoetzel

Das rege Interesse an dem von der Zeitschrift An Architektur organisierten Kongress scheint zu bestätigen, was die aktuelle StadtBauwelt auf ihrem Titel feststellte: die “Repolitisierung der Städtebaudebatte“. Etwa hundert, zumeist junge Architekten und Planer waren nach Berlin gekommen, um über oppositionelle Handlungen zu diskutieren, bezogen auf die Ausgangsthese des Kongresses, dass “der kleine Teil gebauter Umwelt, der überhaupt Planung unterliegt, nahezu vollständig kapitalistischen Verwertungsansprüchen unterworfen“ ist. Zum einen bedeutet dies ein großes, von Architekten kaum erschlossenes Betätigungsfeld, das Möglichkeiten für gesellschaftsverändernde oder politisch relevante Strategien und Praktiken birgt. Zum anderen ist die Abhängigkeit der Planer von Wirtschaft und Kapital systemimmanent. So wurde in den Workshops darüber diskutiert, wie soziale Realität oder soziales Engagement in die Arbeit einzubeziehen sind, ob kritische Architektur vorstellbar ist oder welche Strategien es für Interventionen in die gebaute Umwelt geben könnte. Kann man diesbezüglich von früheren Architekten-Generationen lernen? Simone Hain gab in ihrem Vortrag in Anlehnung an Hannes Meyer sieben Ratschläge zu dem Leitsatz: “Arbeitet nicht für die Kunstgeschichte.“ Ähnliches regte Peter Marcuse an: Agieren in interdisziplinären Teams, Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen, aktiv werden in Organisationen oder politischen Parteien und den Kontakt zu sozial Benachteiligten suchen. Wie Letzteres in der Praxis aussehen kann, erläuterte Bryan Bell anhand seiner Arbeit in armen Gemeinden in den Südstaaten der USA. Ob die fruchtbare Diskussion weiter geführt und das Potential der Einzelnen gebündelt wird? Die nächste Ausgabe von An Architektur wird sich jedenfalls noch einmal dem Thema der Opposition widmen.